Rocktimes CD Review -Piet Petrol & Band / Winterherz –


Piet Petrol & Band / Winterherz
 – CD-Review 
Quelle: www.wp.rocktimes.de/
CD, Rock 9. August 2016 von Ulli Heiser
Künstler: Piet Petrol Label: GuM audio.media Musikstil: Deutschrock

Piet Petrol - Winterherz
»Piet Petrol legt hier auf jeden Fall ein sehr gutes Deutschrock-Album vor, das ganz erheblich davon profitiert, dass es sich doch sehr eigenständig und fern von den üblichen Klischees der momentanen deutschen Szene präsentiert.«
So die Einschätzung von Kollege Markus, der vor fünf Jahren Piets Album 2011 besprochen hat. Anderes wird es auch von mir nicht zu lesen geben, denn auch "Winterherz" kann ich die genannten Attribute nicht absprechen.

Ich gebe zu, beim Lesen der Tracklist, flutsche mir ein 'Uuh' über die Lippen: "Eisbär" und "Goldener Reiter". Grauzone und Joachim Witt. Mit der Neuen Deutsche Welle konnte ich ehrlich gesagt wenig anfangen. Wenn Witts "Goldener Reiter" ja noch recht gut ins Ohr ging, war der "Eisbär" mit dem Synthie-Gepiepse doch eher geeignet, mir auf den Keks zu gehen. Ganz anders wohl bei Peter Stauter, dem Ex-Zweibrücker, der nun in seiner Wahlheimat, der Schweiz, als Piet
Petrol  seine musikalischen Spuren zieht, Piet hat ein Faible für die NDW, daher die beiden Coversongs, und gottseidank hat er auch das Gitarrespielen drauf.
Beide Tracks bekommen durch die Gitarrenarbeit eine total andere Färbung. Die Powerchords beim "Eisbär" gehen in die Nackenmuskeln und der "Goldene Reiter" überzeugt durch das Slidegitarrenspiel auf ganzer Linie. So ist das NDW-Erbe allerbestens angelegt. Auch das dritte Cover, "Keine Zeit" wird von Piet in der ihm eigenen Stilistik dargeboten, wobei mir persönlich dieser Song wenig gibt. Marius Müller-Westernhagen konnte ich bis Anfang der Achtziger hören, danach aber nichts mehr abgewinnen. Allerdings wird "Zeit" nicht einfach so nachgespielt, Piet wird dabei vom ehemaligen Müller-Westernhagen Spezi Jay Stapley an der Gitarre unterstützt. Dieser arbeitet u. a. auch mit Julian Dawson, Mike Oldfield und Roger Waters.

Bei der Gelegenheit noch ein paar Worte zu den anderen Musikern. Mit Peter Enderli ist ein Multiinstrumentalist im Line-up, der in der Schweizer Musikszene kein Unbekannter ist. Inwieweit die anderen Beteiligten ihren Bekanntheitsgrad ausgebaut haben, entzieht sich meiner Kenntnis, aber auf "Winterherz" zeigen sie, dass sie musikalisch mit der richtigen Muttermilch groß geworden sind. Und die Damen an den Backings erst, das ist perfekt austariert.

Nun aber zu Piet Petrol. Wer Songs von ihm kennt, weiß, dass er eine spezielle Art des Singens hat. Neben dem, was man gewöhnlich als Gesang definiert, nutzt Piet daneben eine besondere Art der Sprachrhythmik, die in den entsprechenden Liedern fast erzählerisch rüberkommt. Irgendwo in der Mitte von Singen und Sprechen ist es so möglich, dem jeweiligen Track per Stimme eine ganz besondere Dramatik zu verleihen. Schön zu hören im 'Natursong' "Waldkönig". Wenn dann im Text noch das Wildschwein auftaucht, kommt mir sofort selbiges mit Vornamen Willi in den Sinn. Diese Nummer hat was von den fantastischen Grobschnitt. Und nochwas hat der "Waldkönig", eine ganz subtile Art Warnung an die Menschen, die Natur zu achten.

Auf "Winterherz" teilen sich Rocker, Instrumentals sowie Bluesrockiges die Minuten. Eine der Hammernummern ist der durch zwei Slidegitarren veredelte Rocker "Gib mir Kraft" mit den traumhaften backings von Corinna Kiefer. Der nächste Höhepunkt ist ruhig und fast besinnlich mit einem Text, der allen nahe geht, die jemanden verloren haben. Dieses Stück gibt es zusätzlich in rein instrumentaler Version. Dort ist auch ohne Piets Worte der Refrain allgegenwärtig im Kopf und berührt:
Machs gut mein Freund
Wir sehn uns dann
Irgendwann mal wieder …
Im Himmel
[…]

"Winterherz" ist eines dieser Alben, die man den Texten oder der Musik wegen hören kann. Besser ist aber, sofern nicht gerade eine der Instrumentalnummern läuft, die Kombination zu goutieren, denn Musik und Lyrics sind perfekt aufeinander abgestimmt.  Aufgenommen wurde das Werk überwiegend in Piets eigenem Studio zwischen den Wintern 2014 und 2015, was auch den Namen erklären mag.

Im Epliog meint Piet: »… Schweigen werd ich erst, wenn meine Stimme verstummt …« Das will ich doch hoffen und solltest du deine alte Heimat besuchen kommen, schau mal bei RockTimes vorbei.

Ich denke, wir hätten gute Gespräche und sicherlich auch viele gemeinsame Bekannte.
Dein rockiger Opener heißt "Die Welt ist rund". Ich leg nach: sie ist auch klein …

Line-up Piet Petrol & Band:

Piet Petrol (Stimme, Gesang, Hintergrundstimmen, E-Gitarren, Metal-Gitarre, Slide-Gitarre, Synthesizer, Hammond)

Peter Enderli (Schlagzeug, Bass)

Marc Gerber (Lead- Gitarre, Metal-Gitarre, Magic Rock’n’Roll Gitarre, Hamond- und Leslie-Orgel)

Jay Stapley (Gitarre – #7)

Ueli Enderli (Schlagzeug)

Concetta Amore (Hintergrundgesang – #7)
Corina Kiefer (Hintergrundgesang – #9,10
Lennart Cole (Hintergundstimme -#13)


Tracklist "Winterherz":

1. Die Welt ist rund
2. Waldkönig
3. Winterherz
4. Gib mir Kraft
5. Machineman
6. Himmel
7. Keine Zeit
8. Blauer Soldat
9. Eisbär
10. Goldener Reiter
11. Psychedelic Blues
12. Himmel (Instrumental)
13. Epilog

Gesamtspielzeit: 52:57, Erscheinungsjahr: 2016

Originalartikel: http://www.wp.rocktimes.de/piet-petrol-band-winterherz-cd-review/

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